Die 70-20-10-Formel der KI-Integration die alles verändert

31.08.25

Unternehmen sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, KI in ihre Prozesse zu integrieren. Überall hört man von den technischen Wundern und revolutionären Algorithmen, die das Geschäft transformieren sollen. Die harte Wahrheit ist jedoch: Die meisten KI-Implementierungen scheitern. Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie Sie die entscheidenden Erfolgsfaktoren für eine KI-Integration identifizieren und fördern können.

Warum KI-Implementierungen scheitern

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) verspricht Unternehmen zahlreiche Vorteile: Prozesse können automatisiert, datenbasierte Entscheidungen verbessert und neue Geschäftsmöglichkeiten erschlossen werden. Laut ifo Institut planen 19 % der deutschen Unternehmen demnächst eine KI-Integration.

Studien zeigen jedoch, dass die Misserfolgsquote bei KI-Projekten, die darauf abzielen, KI in Unternehmen einzuführen, mit 70 bis 85 % sehr hoch ist (vgl. Rand 2024; Computer Weekly 2025). Als Hauptursachen des Scheiterns werden Datenprobleme, unrealistische Erwartungen und mangelnde interne Kompetenzen genannt. Die weit verbreitete Vorstellung, KI-Projekte wie traditionelle IT-Projekte umzusetzen, scheint hierbei der entscheidende K.O.-Faktor zu sein.

In ihrem Essay „AI as a Normal Technology“ fordern die Computerwissenschaftler Arvind Narayanan und Sayash Kapoor, Künstliche Intelligenz als normale Technologie zu behandeln – und nicht als eine neue, superintelligente Spezies. Ihre These lautet: „Die Verbreitung wird durch die Geschwindigkeit des Wandels auf menschlicher, organisatorischer und institutioneller Ebene begrenzt.“

Glücklicherweise zeichnet sich ein neues Paradigma ab: Der wahre Wert eines Unternehmens bemisst sich zunehmend an seiner Wirkung, also dem konkreten Mehrwert, den Menschen mit Unterstützung von KI schaffen können. Diese Erkenntnis eröffnet zukunftsorientierten Unternehmen völlig neue Perspektiven.

In einer Zeit, in der ein Start-up mit einer cleveren KI-Anwendung und einem kleinen Team ganze Branchen umkrempeln kann, zählen nicht mehr die Konzepte von gestern, sondern die intelligente Nutzung von Technologie und menschlichem Talent.

Die Zukunft gehört den Wirksamen, nicht den Großen

In der von KI geprägten Ära wird der Wert eines Unternehmens nicht mehr primär an seiner Größe, sondern an seiner Wirkung gemessen. Die spannendste Frage lautet dabei nicht mehr „Wie groß können wir werden?“, sondern „Welchen Mehrwert können unsere Mitarbeitenden mit Unterstützung von KI schaffen?“.

Unternehmen, die diese Frage für sich beantworten, werden die Gewinner von morgen sein – unabhängig von ihrer Größe. Denn im KI-Zeitalter gewinnt nicht der Größte, sondern derjenige, der menschliche und künstliche Intelligenz am wirkungsvollsten kombiniert.

In der KI-Ökonomie ist vor allem der Mehrwert entscheidend, den ein Unternehmen durch die Integration von KI schafft. Dieser setzt sich aus vier Wirkkräften zusammen:

1. Die Wertschöpfung pro Mitarbeiter

Entscheidend ist nicht die Anzahl der Mitarbeiter, sondern was jeder Einzelne bewirken kann. Mithilfe von KI-Werkzeugen kann heute ein kleines Team Ergebnisse erzielen, für die früher ganze Abteilungen nötig waren.

Ein Beispiel: Ein Content-Strategie-Team mit fünf Personen kann durch den intelligenten Einsatz von KI-Tools die Arbeitsleistung eines 20-köpfigen Teams aus der Zeit vor der KI übertreffen – bei höherer Qualität und Konsistenz.

2. Die Problemlösungskompetenz

Unternehmen, die komplexe Probleme effizient lösen, schaffen echten Mehrwert. KI kann dabei helfen, Muster zu erkennen und Lösungsansätze zu generieren, die Menschen möglicherweise übersehen würden.

Ein Beispiel: Ein mittelständisches Logistikunternehmen konnte seinen CO2-Ausstoß durch KI-gestützte Routenoptimierung um 30 Prozent reduzieren. Diese Wirkung geht weit über eine reine Effizienzsteigerung hinaus.

3. Die Innovationskraft durch die Mensch-KI-Kollaboration

Die fruchtbarsten Innovationen entstehen heute dort, wo menschliche Kreativität auf KI-Unterstützung trifft. Dieser Synergieeffekt hat eine Wirkung, die über bloße Automatisierung hinausgeht.

KI kann langweilige Routineaufgaben übernehmen und so mehr Raum für menschliche Kreativität schaffen. Gleichzeitig kann sie als Inspirationsquelle und Sparringspartner dienen. Das sind die Möglichkeiten, die kollaborative KI bietet:

  • Ideengenerator: KI kann hunderte Konzeptideen vorschlagen, aus denen Menschen die vielversprechendsten auswählen.
  • Perspektivenwechsel: KI-Systeme können alternative Sichtweisen anbieten, die das Denken erweitern.
  • Schnelles Prototyping: Ideen können mit KI-Unterstützung schneller visualisiert und getestet werden.

Indem Sie die Stärken von Mensch und Maschine bewusst verbinden, eröffnen sich völlig neue Horizonte für Innovation und Fortschritt. Das ist eine Einladung an Ihre Mitarbeitenden, die Zukunft aktiv und kreativ mitzugestalten.

4. Die nachhaltige Entscheidungsfindung

KI kann helfen, Entscheidungen zu treffen, die nicht nur kurzfristige Gewinne, sondern langfristige positive Wirkungen erzielen:

  • Datenbasierte Prognosen: KI kann komplexe Zukunftsszenarien durchspielen
  • Ressourcenoptimierung: Menschliche Entscheidungsträger können mit KI-Unterstützung nachhaltigere Entscheidungen treffen
  • Frühwarnsysteme: KI kann Probleme erkennen, bevor sie kritisch werden

KI wird so zu einem wertvollen Partner, der Entscheidungsträger dazu befähigt, verantwortungsvoll und vorausschauend zu handeln – für eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft.

KI-Integration erfordert neues Denken

Verantwortung neu denken

Die Integration von KI in Unternehmen erfordert ein fundamentales Umdenken in Bezug auf Verantwortung:

  • Von hierarchischer zu verteilter Verantwortung: KI-Systeme funktionieren am besten, wenn die Verantwortung nicht nur bei der IT-Abteilung oder dem Management liegt, sondern auf verschiedene Schultern verteilt wird.
  • Ethische Verantwortung: Wer trägt die Verantwortung für KI-Entscheidungen? Diese Frage muss vor der Implementierung geklärt werden, nicht danach.
  • Lernverantwortung: Jeder Mitarbeiter ist für seine eigene digitale Weiterbildung verantwortlich, doch das Unternehmen muss die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.

Nur durch ein gemeinsames Verantwortungsverständnis und kontinuierliches Lernen kann die Integration von KI gelingen und langfristig zum Erfolg des Unternehmens beitragen.

Veränderung neu denken

Veränderungen sollten als Chance und nicht als Bedrohung begriffen werden. Die menschliche Tendenz, Veränderung als Bedrohung zu sehen, ist eines der größten Hindernisse bei der Integration von KI. Erfolgreiche Unternehmen arbeiten aktiv daran, diese Wahrnehmung zu verändern:

  • Transparente Kommunikation: Aufzeigen, wie KI die Arbeit erleichtern kann, statt Ängste zu schüren.
  • Frühe Erfolge feiern: Kleine Gewinne sichtbar machen und würdigen.
  • Kontinuierliches Lernen fördern: Eine Kultur schaffen, in der Weiterbildung selbstverständlich ist.
  • Mitarbeiter zu Mitgestaltern machen. Diejenigen, die mit der KI arbeiten werden, sollten schon in frühe Planungsphasen einbezogen werden.

Wenn Mitarbeiter verstehen, dass KI sie nicht ersetzen, sondern von monotonen Aufgaben befreien soll, damit sie sich auf kreativere und erfüllendere Aspekte ihrer Arbeit konzentrieren können, wandelt sich Widerstand in Begeisterung.

Führung neu denken

In der KI-Ära kommt Führungskräften eine entscheidende Rolle zu. Sie müssen:

  • Vorbild sein und selbst offen für Veränderungen sein sowie neue Technologien erkunden.
  • psychologische Sicherheit schaffen: - ein Umfeld fördern, in dem Mitarbeiter ohne Angst experimentieren können und
  • Vision kommunizieren: Klar vermitteln, wie KI zum größeren Unternehmensziel beiträgt.
  • Ressourcen bereitstellen: Zeit, Budget und Unterstützung für den Changemanagement-Prozess einplanen.

Führungskräfte, die verstehen, dass die Integration von KI vor allem ein menschlicher Prozess ist, werden deutlich erfolgreicher sein als jene, die sich ausschließlich auf die Technologie konzentrieren.

Die menschliche Komponente ist und bleibt unersetzlich!

Bei aller Begeisterung für die Potenziale von KI dürfen wir eines nicht vergessen: Der Mensch bleibt der entscheidende Faktor. Nur er kann:

  • ethische Entscheidungen treffen, die über reine Effizienz hinausgehen.
  • emotionale Intelligenz einbringen, die KI (noch) nicht besitzt.
  • kreative Durchbrüche erzielen, die nicht auf bestehenden Daten basieren.
  • Verantwortung für die Auswirkungen von Entscheidungen übernehmen.

Zwischenfazit

Nach diesen Ausführungen komme ich zu dem Schluss, dass sich die wahre Gleichung erfolgreicher KI-Integration wie folgt zusammensetzt:

  • 10% Algorithmus: Die technische Komponente, der eigentliche KI-Code
  • 20% Daten: Die Qualität und Quantität der Informationen, mit denen die KI arbeitet
  • 70% Menschen und Changemanagement: Der menschliche Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.

Ich denke, diese Erkenntnis verändert alles. Während die meisten Unternehmen den Großteil ihrer Ressourcen in technische Aspekte investieren, ist der wahre Erfolgsschlüssel der richtige Umgang mit menschlichen Faktoren.

Wie können Unternehmen den Übergang zur KI-Wirkungsorientierung meistern?

So können Unternehmen den Wandel durch KI gestalten:

1. KI-Kompetenz aufbauen – ohne Angst

Fördern Sie ein Umfeld, in dem Mitarbeitende KI-Tools kennenlernen und anwenden können, ohne Angst um ihren Arbeitsplatz zu haben. Betonen Sie, dass es um Augmentation, also die Erweiterung menschlicher Fähigkeiten, geht, nicht um Ersetzung.

2. Neue Erfolgskennzahlen definieren

Überdenken Sie die KPIs. Statt nur Wachstum zu messen, definieren Sie Metriken für:

  • Wirkung pro Mitarbeiter
  • Kundenzufriedenheit und -erfolg
  • Innovationsrate
  • Nachhaltige Wertschöpfung

3. Hybride Teams fördern

Schaffen Sie Arbeitsstrukturen, in denen Menschen und KI optimal zusammenarbeiten können:

  • Definieren Sie klar, welche Aufgaben KI und welche Menschen übernehmen
  • Bilden Sie Mitarbeitende kontinuierlich weiter
  • Fördern Sie eine Kultur des lebenslangen Lernens

Nur durch eine bewusste Gestaltung der Zusammenarbeit von Mensch und KI können leistungsstarke Teams entstehen, die zukunftsfähig, flexibel und innovativ agieren.

4. Auf Mehrwert statt Effizienz fokussieren

Setzen Sie KI nicht nur ein, um Kosten zu sparen, sondern um echten Mehrwert zu schaffen:

  •  Identifizieren Sie Bereiche, wo Menschen mit KI-Unterstützung Außergewöhnliches leisten können
  • Investieren Sie in Projekte, die gesellschaftlichen Nutzen stiften
  • Entwickeln Sie Produkte und Dienstleistungen, die ohne KI nicht möglich wären

Mit KI gestalten Sie nicht nur effizientere Prozesse, sondern schaffen auch nachhaltige Werte, von denen Ihr Unternehmen und die Gesellschaft langfristig profitieren.

Diese Schritte stellen sicher, dass Sie nicht nur in die 10% (Algorithmus) und 20% (Daten) investieren, sondern auch die entscheidenden 70% (Menschen und Changemanagement) angemessen berücksichtigen.

Fazit: Der menschliche Faktor entscheidet!

Die erfolgreiche Integration von KI in dein Unternehmen hängt letztlich davon ab, wie gut Sie den menschlichen Faktor managen. 10 Prozent sind der Algorithmus, 20 Prozent die Daten, aber 70 Prozent sind die Menschen und das Changemanagement.

Unternehmen, die diese Gleichung verstehen und danach handeln, werden nicht nur technologisch, sondern auch kulturell einen Vorsprung erarbeiten. Sie werden KI nicht nur implementieren, sondern tatsächlich in ihre DNA integrieren und dadurch nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen.

Die Frage ist nicht mehr, ob Sie KI einsetzen sollten, sondern wie Sie sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden bereit und in der Lage sind, mit dieser Technologie zu wachsen und zu innovieren. Denn am Ende des Tages sind es nicht Algorithmen, die Unternehmen erfolgreich machen, sondern Menschen, die wissen, wie sie das Beste aus diesen Algorithmen herausholen können.

Frequently asked questions (FAQ)

1. Was besagt die 70-20-10-Formel der KI-Integration und warum ist sie wichtig?

Die Formel beschreibt den Erfolgsschlüssel bei der KI-Integration: Zehn Prozent entfallen auf den Algorithmus, zwanzig Prozent auf die Datenqualität und siebzig Prozent auf den menschlichen Faktor sowie das Changemanagement. Damit wird deutlich, dass der Mensch und die Unternehmenskultur entscheidend dafür sind, KI wirkungsvoll und nachhaltig zu integrieren.

2. Warum scheitern viele KI-Implementierungen in Unternehmen?

Hauptgründe sind Datenprobleme, unrealistische Erwartungen an die Technologie und mangelnde interne Kompetenzen. Zudem wird KI oft wie ein herkömmliches IT-Projekt behandelt, wodurch der besondere Bedarf an menschlicher Einbindung und Veränderung nicht gedeckt wird.

4. Welche Rolle spielt das Changemanagement bei der KI-Integration?

Das Changemanagement sorgt dafür, dass Mitarbeitende befähigt, Ängste abgebaut und neue Kompetenzen aufgebaut werden. Es sorgt für eine Kultur des gemeinsamen Lernens und der Mitgestaltung, die für den Erfolg der KI-Einführung essenziell ist.

5. Wie können Unternehmen ihre Mitarbeitenden auf die KI-Wirkungsorientierung vorbereiten?

Unternehmen sollten ein angstfreies Umfeld schaffen, in dem KI-Tools ausprobiert werden können. Sie sollten kontinuierliche Weiterbildung fördern und Mitarbeitende frühzeitig als Mitgestalter einbinden. Transparente Kommunikation und das Feiern erster Erfolge stärken die Akzeptanz.

6. Was bedeutet hybride Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI?

Hybride Teams kombinieren menschliche Kreativität und Problemlösungskompetenz mit den Stärken der KI, etwa Automatisierung und Datenanalyse. Eine klare Aufgabenverteilung, kontinuierliche Qualifizierung und eine Kultur des lebenslangen Lernens sind dabei entscheidend.

7. Wie können Unternehmen nachhaltigen Mehrwert durch KI schaffen?

Indem sie nicht nur auf Effizienz setzen, sondern gezielt Bereiche identifizieren, in denen Mensch und KI gemeinsam Außergewöhnliches schaffen können. Investitionen sollten gesellschaftlichen Nutzen fördern und Innovationen ermöglichen, die ohne KI nicht denkbar wären.

Über den Autor

Dr. Stefan Bleses

Als Systemanalytiker, Betriebspädagoge und Transformationsdesigner arbeite ich mit meinem Team leidenschaftlich daran, Organisationen und Menschen für eine nachhaltige Zukunft zu entwickeln. Schreibt die Welt nicht ab! Schreibt sie neu.

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