Finanzkrise, Klimawandel und jetzt die Corona-Krise. In diesem Artikel zeige ich Ihnen am Beispiel der Corona-Krise, wie Sie in vier Schritten die Angst vor der Zukunft verlieren und krisenfester werden.
Krisen als Stressfaktor
Die Krise hat Auswirkungen auf die Psyche der Menschen. Laut einer in der Woche 16-2020 veröffentlichten Studie (Quelle: Handelsblatt Nr. 80/2020) fühlen sich fast 90 Prozent der 5000 Befragten durch fehlende soziale Kontakte gestresst, rund 60 Prozent durch die Arbeitssituation, z.B. im Homeoffice, und fast ebenso viele durch familiäre Konflikte.
Krisen machen uns Angst
Seit die Corona-Krise unser Leben bestimmt und sich negativ auf die Wirtschaft auswirkt, ist von Zukunftsangst die Rede. Haben auch Sie manchmal Angst vor der Zukunft? Ob Sie Ihren Arbeitsplatz verlieren oder ob Sie mit Ihrem Unternehmen erfolgreich am Markt bestehen können? Diese Zukunftsangst kostet viel Kraft und kann dazu führen, den Überblick zu verlieren und in Depressionen zu verfallen. Tendenz steigend.
Krisen werfen Fragen auf
Wie überwindet man Niederlagen? Wie kommt man aus dem Motivationsloch? Wie gelingt es, mit Krisen konstruktiv umzugehen? In dieser Situation ist es wichtig, dass die Betroffenen ihre psychische Widerstandsfähigkeit stärken.
Finger weg von Resilienz-Ratgebern
Im Zusammenhang mit Zukunftsängsten wird oft von der Resilienz von Menschen und Organisationen gesprochen. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Materialforschung. Dort bezeichnet er Werkstoffe, die nach jeder Verformung wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. Verhaltensforscher haben den Begriff inzwischen auf den Menschen übertragen: Resilient ist demnach, wer sich von Stress, Krisen und Schicksalsschlägen nicht verbiegen lässt, sondern das Beste daraus macht und immer wieder aufsteht. In Zeiten von Pandemien ist Resilienz natürlich etwas Schönes. Die Metapher vom „Stehaufmännchen“ ist aus einem Grund sehr problematisch: Sie setzt jede Veränderung automatisch mit einem quasi traumatischen Erlebnis gleich, das man am besten vermeidet oder verdrängt. Tatsächlich sind wir aber besser dran, wenn wir Veränderungen als das sehen, was sie sind: ein Teil des Lebens. Was können Sie tun, um mit Kraft und Mut in die Zukunft zu gehen? Ich empfehle dazu vier Schritte.
Vier Schritte zur Krisenfestigkeit
Schritt 1: Stellen Sie sich ihren Ängsten. Nutzen Sie sie wie einen inneren Berater
Zuerst müssen wir versuchen, unsere Ängste zu verstehen. Für Corona bedeutet Zukunftsangst die Angst, mit dem, was kommt, nicht umgehen zu können. Zukunftsangst wird durch starke Gefühle von Unsicherheit und Ungewissheit ausgelöst. In unserer hochkomplexen Lebens- und Arbeitswelt mit ihren ständigen Veränderungen können wir nicht vorhersehen, was auf uns zukommt und ob wir damit umgehen können. Wir fühlen uns bedroht. Diese Bedrohung erzeugen wir durch unser Denken. Dieses Denken können wir beeinflussen und verändern. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Denn es geht darum, diese Angst vor der Zukunft umzuwandeln in Motivation und in die Überzeugung, mit dem, was auf uns zukommt, umgehen zu können.
Bekämpfen Sie Ihre Angst nicht, sondern akzeptieren Sie, dass sie da ist. Verstehen Sie Angst als Warnsignal, das Sie schützen will. Überlassen Sie der Angst nicht das Feld, sondern werden Sie aktiv. Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Worauf will mich die Angst aufmerksam machen?
- Worauf sollte ich achten?
- Was soll ich tun oder lassen?
Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen stärkt ihr Selbstvertrauen, alles Kommende meistern zu können. Wenn das, was uns am meisten lähmt, die Angst ist, mit dem, was auf uns zukommt, nicht umgehen zu können, dann ist es wichtig, genau an dieser Überzeugung zu arbeiten. Wir müssen das feste Bewusstsein entwickeln, dass wir einen Weg finden werden, mit allem umzugehen, was die Zukunft bringt.
Schritt 2: Selbstwirksamkeit stärken
Selbstwirksamkeit bezieht sich auf die Überzeugung einer Person, dass sie in der Lage ist, Verhaltensweisen auszuführen, die erforderlich sind, um bestimmte Leistungsergebnisse zu erzielen (Bandura, 1977, 1986, 1997). Selbstwirksamkeit spiegelt das Vertrauen in die Fähigkeit wider, Kontrolle über die eigene Motivation, das eigene Verhalten und das soziale Umfeld auszuüben. Diese kognitiven Selbsteinschätzungen beeinflussen alle Arten menschlicher Erfahrungen, einschließlich der Ziele, die Menschen anstreben, der Menge an Energie, die sie aufwenden, um diese Ziele zu erreichen, und der Wahrscheinlichkeit, bestimmte Verhaltensniveaus zu erreichen. Es gibt viele Beispiele für hohe Selbstwirksamkeit, zwei möchte ich hier exemplarisch anführen:
- Jemand, der in einem bestimmten Fach nicht besonders gut ist, aber an seine Fähigkeiten glaubt, es gut zu lernen,
- eine Person, die einen anspruchsvollen Job annimmt, den sie noch nie zuvor gemacht hat, von dem sie aber glaubt, dass er ihn erfolgreich erledigen kann.
Schritt 3: Anpassungsfähigkeit entwickeln
Anpassungsfähigkeit ist entscheidend für die Überzeugung, mit allem, was die Zukunft bringt, umgehen zu können. Damit ist die Fähigkeit gemeint:
- Verantwortung zu übernehmen, schnell zu handeln und aktiv mit der neuen Situation umzugehen, anstatt abzuwarten, was passiert.
- Die aktuelle Situation zu akzeptieren, anstatt sich dagegen zu wehren.
Menschen, die anpassungsfähig sind, fragen sich: Was könnte das Gute an dieser Situation sein? Welche Chancen bietet sie mir?
Indem sie sich auf das Positive in jeder Situation konzentrieren, gelingt es ihnen, immer wieder einen neuen Weg zu finden, den nächsten Schritt zu definieren und zu gehen. Sie entwickeln ihre Anpassungsfähigkeit - indem sie sich fragen:
- Was genau beunruhigt mich, wenn ich an die Zukunft denke?
- Was würde es mir leichter machen, mich der Zukunft zu stellen?
Mit dieser bejahenden Einstellung gelingt es ihnen, die vor ihnen liegenden Herausforderungen ohne Angst anzugehen und die Überzeugung zu stärken, dass sie diese Herausforderung erfolgreich meistern werden.
Definition Anpassungsfähigkeit
Unter Anpassungsfähigkeit verstehe ich die Fähigkeit, auf veränderte oder sich verändernde Situationen angemessen zu reagieren und das Verhalten entsprechend anzupassen. Anpassungsfähigkeit ist wahrscheinlich die wichtigste Eigenschaft, um mit Wandel und Unsicherheit umzugehen. Dies gilt nicht nur für das private Glück, sondern auch für den beruflichen Erfolg - sowohl für den Einzelnen als auch für Unternehmen. Anpassungsfähigkeit bedeutet auch zu lernen, mit Neuem umzugehen. Schon Darwin stellte fest, dass nicht die stärkste oder intelligenteste Spezies überlebt, sondern diejenige, die am besten auf Veränderungen reagiert - warum tun wir uns oft so schwer mit Veränderungen?
Anpassungsfähigkeit am Beispiel der Corona-Krise
- Umdenken: Die Corona-Krise nicht als vorübergehendes Übel betrachten, sondern fragen, wie sie längst überfällige Veränderungen beschleunigt.
- Investieren: Jetzt in digitale Infrastruktur investieren
- Innovieren: Die Menschen haben derzeit Sorgen, Nöte und Unsicherheiten - ohne zynisch klingen zu wollen: Daraus ergeben sich Chancen für neue Geschäftsmodelle.
Anpassungsfähigkeit hat vier Dimensionen
Veränderungen sind unvermeidlich, deshalb müssen wir unsere Einstellung zum Wandel ändern. Dazu empfehle ich, sich bei jeder Veränderung sechs Fragen zu stellen:
- Welche Chancen bietet diese Veränderung?
- Wie kann ich davon profitieren?
- Was entzieht sich meiner Kontrolle?
- Was habe ich unter Kontrolle?
- Welche kleine Handlung könnte mich weiterbringen?
- Was ist das beste Szenario?
Um Veränderungen zu erreichen, sollten wir nicht Stabilität, sondern Flexibilität anstreben. Dazu müssen wir uns gewissermaßen neu erfinden und uns, so anstrengend das manchmal sein mag, auf Menschen, Orte, Ideen und Verhaltensweisen einlassen, die unseren Routinen und Gewohnheiten widersprechen. Dabei hilft es, Veränderungskompetenz zu entwickeln.
Schritt 4: Veränderungskompetenz entwickeln
Menschen sind veränderungskompetent, wenn sie in der Lage sind, zukünftige Ereignisse nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung zu sehen. Dazu hilft es:
- Die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen gut zu kennen und
- in der Lage zu sein, diese Stärken in den unterschiedlichsten Umfeldern und bei sich schnell ändernden Anforderungen immer wieder adäquat einzusetzen.
- Sie entwickeln ihre Veränderungskompetenz, indem sie sich fragen:
- Wie reagiere ich typischerweise auf Veränderungen? Wie möchte ich reagieren?
- Welche meiner Stärken und Fähigkeiten könnten in dieser Situation hilfreich sein?
Ich habe fünf Felder der Veränderungskompetenz herausgearbeitet, die mir wichtig erscheinen und in denen Sie ihre Kenntnisse verbessern sollten, um somit ihre Krisenkompetenz zu stärken.
Schlussfolgerung
Nutzen Sie dieses Wissen und denken Sie immer daran, wenn Sie Angst haben, dass Ihre Stärken Ihnen helfen werden, diese Situationen zu meistern.
Wir alle fallen. Den Unterschied macht, wer wieder aufsteht. Alles geben, aber nie aufgeben. Hinfallen ist ein Schritt nach vorn. Wenn es keinen Weg gibt, macht man einen. Bleiben Sie neugierig! Wenn Sie Fragen zu den vorgestellten Themen haben, zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren.