Sie möchten Ihre unternehmerischen Fähigkeiten auf das nächste Level heben? In unserem Artikel "Entrepreneurshipkompetenz: Denken und Handeln wie ein Unternehmer" zeigen wir Ihnen, wie Sie erfolgreich wie ein Unternehmer denken und handeln können.
Einleitung
Unternehmertum ist ein schwer fassbares Konzept. Trotz des weitverbreiteten Interesses an dem Thema und einer breiten Anerkennung seiner Bedeutung für die Wirtschaft besteht nach wie vor ein Mangel an Konsens darüber, wie Unternehmertum konkret definiert werden soll.
Die Bedeutung des Unternehmertums wird heute von niemandem mehr bestritten. In der wissenschaftlichen Literatur werden jedoch die Definitionen von Unternehmer, Entrepreneur, Unternehmertum und Entrepreneurship keinesfalls einheitlich verwendet.
Definitionen
Der irische Bankier Richard Cantillon (1637–1734) führte den Begriff des Entrepreneurs (französisch „entreprendre“: etwas unternehmen) als eigenständigen Typ eines Wirtschaftsakteurs ein. Er unterstrich vor allem dessen Bereitschaft, ökonomische Risiken einzugehen und nach Gewinn zu streben. Jean-Baptist Say (1767–1832) ergänzte dies um die Koordination von Produktionsfaktoren als wesentlichen Unterschied von Kapitalgeber und Unternehmer, welchen er als Informationsträger und Koordinator sieht.
Joseph Schumpeter (1883–1950) beschreibt in seinem 1911 erschienenen Werk „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ Unternehmer als wesentlichen Motor der wirtschaftlichen Dynamik, die neue technologische Entwicklungen erkennen, aufgreifen und wirtschaftlich umsetzen. Sie realisieren immer neue Faktorkombinationen durch neue Produkte/Dienstleistungen, Rohstoffquellen und Produktionsverfahren, durch die Erschließung neuer Märkte und Zielgruppen und durch neue Formen der Beschaffung oder der Organisation. Innovation erfolgt durch schöpferische Zerstörung (d.h. Entwertung technisch funktionsfähiger Produkte oder Dienstleistungen durch Einführung neuer Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen, durch Änderung von Marktstrukturen und Wettbewerbspositionen). Schumpeter hebt Innovationskraft und Dynamik als typische Eigenschaften von Entrepreneuren heraus, unterscheidet jedoch Erfinder und Techniker von Entrepreneuren. Er grenzt auch aufgrund unterschiedlicher Handlungslogiken die Rollen von Unternehmer und Manager voneinander ab.
Während Schumpeters unternehmerische Gelegenheiten durch neue Informationen, durch schöpferische Zerstörung und resultierende Marktungleichgewichte entstehen, hebt Kirzner (1978) hervor, dass diese Möglichkeiten mit Unterschieden in Zugang zu und Interpretation von Informationen zusammenhängen, welche zu Knappheit oder Überschüssen führen.
Casson (1982) erklärt, dass Entrepreneure Entscheidungen über den Einsatz knapper Ressourcen treffen müssen.
Drucker (2006), Shane/Venkataraman (2000) und Timmons et al. (2012) heben die Entdeckung und Nutzung von unternehmerischen Gelegenheiten (opportunity) als zentrale unternehmerische Aufgabe hervor.
Stevenson begründete die Definitionsansätze, welche Unternehmertum in Abhängigkeit vom gezeigten Verhalten sehen (Stevenson 2006, S. 3).
Hisrich definiert Entrepreneurship umfassend, als eine bestimmte Weise zu denken, zu argumentieren und zu handeln (Hisrich et al. 2012, S. 8).
Methoden des unternehmerischen Handelns
Effectuation
Effectuation ist ein Ausdruck aus dem Bereich der Entrepreneurship-Forschung, der maßgeblich durch die Forschungsarbeit von Saras D. Sarasvathy geprägt wurde. Der Effectuation-Ansatz beschreibt eine Denkweise des Entscheidens und Handelns, die vor allem (erfahrene) Entrepreneure auszeichnet und diesen ermöglicht, aktiv auf die wirtschaftliche Zukunft einzuwirken. Insbesondere dann, wenn exakte Vorhersagen oder Planungen kaum bis gar nicht möglich sind.
Effectuation hilft Unternehmern dabei, Märkte zu steuern bzw. neu zu gestalten. Dies kann auf drei unterschiedliche Arten geschehen:
- Ein neues Produkt in einem neuen Markt
- Ein neues Produkte in einem etablierten Markt
- Ein etabliertes Produkt in einem neuen Markt
Effectuation bildet damit den Gegenpol zur kausalen Logik: Letztere geht davon aus, dass nur dasjenige steuer- und beeinflussbar ist, was vorher gründlich geplant wurde. Effectuation hingegen steuert den Gestaltungsprozess mithilfe von Zufällen und intuitivem Handeln.
Die 4 Effectuation-Prinzipien
Mittelorientierung statt Zielorientierung
Im Gegensatz zur kausalen Logik bzw. strategischen Planung, wo zuerst Ziele festgelegt und dann Erfolg versprechende Wege gesucht werden, beginnt Effectuation bei den vorhandenen Mitteln:
- Wer bin ich?
- Was weiß ich?
- Wen kenne ich?
Diese Mittel bestimmen, was möglich ist und wohin der Weg gehen kann.
Leistbarer Verlust statt erwarteter Ertrag
Anstatt sich an dem Ziel mit dem vielversprechendsten Ertrag zu orientieren, wie es bei der kausalen Logik der Fall ist, wägt Effectuation den leistbaren Einsatz oder Verlust ab. Der Gedanke dahinter ist die Ungewissheit der Zukunft, aufgrund derer sich kaum Einschätzungen zu konkreten Erträgen treffen lassen. Man setzt also nur aufs Spiel, was sich gegebenenfalls verschmerzen lässt.
Umstände und Zufälle nutzen statt vermeiden
Während kausale Logik darum bemüht ist, Überraschungen und Umstände bestmöglich zu vermeiden, sieht Effectuation genau darin eine Chance. Der Zufall soll dabei als Anstoß für neue Ideen und Wege dienen.
Partnerschaften statt Konkurrenz
Fest verankert in der kausalen Logik ist der Konkurrenzgedanke, mit dem man sich auf dem Weg zum Ziel von Mitstreitern abgrenzen möchte. Effectuation hingegen sieht in Gleichgesinnten keine Konkurrenten, sondern hilfreiche Wegbegleiter, die sich ebenfalls an einem noch unsicheren Vorhaben beteiligen möchten.
Bricolage
Die Bricolage-Theorie wird Claude Levi-Strauss (1962) zugeschrieben, einem französischen Anthropologen, der das Konzept des Bricolage-Unternehmertums einführte, als er zu zeigen versuchte, dass „wilde“ (Ureinwohner) Völker genauso unternehmerisch waren wie „zivilisierte“ Völker. In seinem Buch„ The Savage Mind“ verglich er den „bricoleur“ mit dem „Ingenieur“.
Anders als der Ingenieur „begnügte sich der Bricoleur mit dem zur Verfügung stehenden Material, um alle Werkzeuge zusammenzubrauen, die er/sie benötigte, um ein bestimmtes Projekt während der Entwicklung durchzuführen. Im Gegensatz dazu plant der Ingenieur im Voraus und erhält Zugriff auf alles, was zur Fertigstellung eines Projekts benötigt wird, bevor er beginnt. Daher wird der Bricoleur als Gegensatz zur rationalen Sichtweise angesehen, da Projekte durch das Lösen von Problemen, sobald sie auftreten, mit dem, was verfügbar ist, und nicht mit dem, was wirklich benötigt wird, durchgeführt werden. Der Bricoleur praktiziert radikales Experimentieren, anstatt vorauszuplanen.
Die Bricolage-Theorie konzentriert sich hauptsächlich darauf zu erklären, wie Unternehmertum in wirtschaftlich schwachen oder ressourcenarmen Gebieten entsteht. Das Konzept, aus nichts etwas zu machen, ist der Schlüsselantrieb der Theorie. „Nichts“ bezieht sich auf nicht ausgelastete Ressourcen, die zu produktiven Ressourcen rekombiniert werden können. Baker und Nelson (2005) geben das Beispiel der Nachrüstung von Maschinen oder Software, die für Zwecke verwendet werden sollen, für die sie nicht bestimmt waren, mit der Erstellung von Anhängen und Hacks.
Vorhandene Ressourcen sind solche Ressourcen, die im Umfeld des Unternehmers leicht verfügbar sind, so dass ihre Anschaffung und Nutzung keinen großen Aufwand oder umfangreiches Kapital erfordert. Unternehmer, die vorhandene Ressourcen nutzen, werden als Individuen betrachtet, die sich weigern, die Beschränkungen ihrer Umgebung zu akzeptieren. Stattdessen handeln sie trotz sozial konstruierter Beschränkungen und meiden Standards oder traditionelle Definitionen legitimer Eingaben.
Bricolage kann in verschiedenen Bereichen wie physische Inputs, Humanressourcen, Märkte, Humankapital und Institutionen verwendet werden, es gibt jedoch nur begrenzte empirische Forschung zur Untersuchung der Theorie.
Unternehmerisches Denken und Handeln bildet die Grundlage für jeden geschäftlichen Erfolg. Als Unternehmer sind Ihre Entscheidungen maßgeblich für den Erfolg Ihres Unternehmens. Kluge Entscheidungen zu treffen, entschlossen zu handeln und vorausschauend zu planen, gehören daher ebenso zu den Kompetenzen eines Unternehmers wie die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zur persönlichen Weiterentwicklung. Unternehmerisches Denken und Handeln ist nicht nur in der Chefetage gefragt, sondern auch im Angestelltendasein.
Unternehmerisches Denken und Handeln gehört zu den persönlichen Kompetenzen, die einen Unternehmer ausmachen. Auch Selbstmanagement, Flexibilität und Glaubwürdigkeit fallen darunter.
Robles; Zárraga-Rodríguez machten 2014 eine explorative Studie zu den Kompetenzen, die die Effektivität des Unternehmertums beeinflussen. In dieser explorativen Studie stimmen die Befragten darin überein, dass folgende Kompetenzen für unternehmerische Initiative relevant sind: Risikoübernahme, Initiative, Verantwortung, Dynamik, Problemlösung, Suche und Analyse von Informationen, Ergebnisorientierung, Veränderungsmanagement und Arbeitsqualität. Für einige unternehmerische Kompetenzen, die in der Literatur häufig genannt werden, konnte jedoch kein Konsens erzielt werden: Entwicklung sozialer Netzwerke, Selbstkontrolle und soziale Mobilität. Die in dieser Studie vor gestellten Ergebnisse ähneln denen von Correa et al. (2013).
Es ist möglich, die unternehmerische Einstellung zu trainieren und zu entwickeln. Es gibt viele Kompetenzen, die mit Unternehmertum zusammenhängen und diese Kompetenzen können durch Lernen erworben und entwickelt werden (Tan & N g, 2006; Gibb & Hannon, 2005; Borjas, 2003; Kirby, 2004; Lans et al., 2014).
Entrepreneurship Education
In der Arbeitswelt von morgen werden Arbeiten, die lediglich „abzuarbeiten“ sind, verschwinden. Stattdessen wird es noch wichtiger werden, eigeninitiativ und kreativ zu handeln, Chancen zu erkennen, kritisch zu denken und Probleme zu lösen. Dafür braucht es unternehmerische Kompetenzen – Kompetenzen, die an den Schulen in Deutschland bisher kaum systematisch gefördert werden. Eine Initiative will das ändern: NFTE Deutschland e.V. bildet als gemeinnütziger Verein seit 2004 bundesweit Lehrerinnen und Lehrer in Entrepreneurship Education aus und bringt so Unternehmergeist in die Schulen. Ziel ist die Förderung von Selbstwirksamkeit, Verantwortungsübernahme für sich und andere, sowie Problembewusstsein und lösungsorientiertes Handeln bei Jugendlichen im Alter von 13 bis 20 Jahren.
Schlussfolgerung
In Zukunft wird zunehmend unternehmerisches Wissen gebraucht. Dazu gehört, dass es verschiedene Kontexte und Gelegenheiten gibt, um eigene Ideen in die Tat umzusetzen. Um Gelegenheiten zu erkennen bzw. zu entwickeln, braucht es ein Verständnis von Wirtschaft und Gesellschaft und den Chancen und Herausforderungen, die sich dort stellen. Um Ideen umzusetzen, benötigt man Wissen darüber, wie eine Initiative oder ein Projekt durchgeführt werden können – unter Einhaltung ethischer Grundsätze und Aspekten der Nachhaltigkeit.
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